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HERO - Für einmal und immer

Jungfräulich für diesen Tag breitet sich die Tastatur vor meinem Auge aus. Alle Gedanken wie auch Erinnerungen sind sortiert, bereit, festgehalten zu werden. Details von damals schwirren durch meinen Gedanken, Emotionen laufen vor meinem inneren Auge in einer Endlosschleife. Selbst die eine oder andere Formulierung geistert schon durch meinen Kopf. Nur, wie starte ich meine Erzählung? Wie wäre es mit einer Momentaufnahme aus dem WM-Startblock? Bietet sich vielleicht ein Rückblick auf das Qualifikationsrennen in Frankreich 2014 an? Oder bin ich innovativ und schreibe vom Wetter am Morgen des Renntages? Nee, alles schon da gewesen, aber ich glaube so langsam, so langsam dämmert es mir.

 

 

 

 

Papa…, Papa…

Mein Sohn Benjamin[i] strauchelt ein wenig, doch er hält sich auf seinen Beinen. Er schaut kurz auf die Mattscheibe und ruft dann Papa…, Papa. Jeder Radfahrer ist für ihn der Papa. Auch an jenem sonnigen Tag im März, an dem sich die weltbesten Radsportler bei der La Primavera in unserem TV Gerät messen. Aktuell rast das Peloton die Cipressa empor, bevor der noch bekanntere Anstieg hinauf zum Poggio folgt. John Degenkolb gewinnt an diesem Tag das Radsportmonument Mailand – San Remo. Benjamin interessiert es nicht im Geringsten, er blättert lieber in einem seiner Bücher. Gebannt verschlinge ich die Sekunden des deutschen Triumphs auf der Via Roma. Schnell Radfahren und unmöglich Ziele in die Tat umsetzen, dass war es doch was mich einst in die Wälder verschlagen hat. Das Jahr 2015 ist knapp drei Monate alt. Außer dem Weg zur Arbeit im Schatten der Porta Nigra, gefolgt von vier Trainingsausfahrten, ist mir sportlich nicht viel gelungen. So ganz ohne geht es aber auch nicht und diese WM in Italien ist noch nicht außer Reichweite. So kreisen meine Gedanken um den Sella Ronda Hero. Ein Plan muss her, denn wenn einer Papa gerufen wird, dann soll es der richtige Papa auf dem Mountainbike sein.

 

Ein knappes 2:1

Nach einer Osterwoche voller Training, einer Grundlageneinheit von Koblenz nach Trier und meinem Wettkampfauftakt in Traben Trarbach bin ich etwas fitter, aber auch demoralisiert. Traben Trarbach war schlecht. Ich konnte nix und wurde am Ende von Hobbyfahrern überholt.

 

Was folgt, ist der zweite Mai in Houffalize. In meiner Funktion als sportlicher Leiter ist es meine Aufgabe Felix Fritzsch[ii] und Herrn Werner[iii] bei ihrem Vorhaben zu unterstützen, die WM Qualifikation erfolgreich zu gestalten. Mit den Plätzen 16 und 17 sind die Beiden dabei. Mir erscheint die Qualifikation zum aktuellen Zeitpunkt utopisch, aber noch ist nichts verloren. Am siebten Mai erscheint die amtliche Bekanntmachung des  BDR zur Marathon WM. Darin heißt es u.a.:

 

 Alle nicht qualifizierten Fahrer können sich bis spätestens 07.06.2015 ebenfalls mit Zusendung des Meldeformulars um einen Startplatz bewerben.
Die Nominierung erfolgt durch den zuständigen Bundestrainer unter Berücksichtigung der nationalen und internationalen Ergebnisse.“

 

Was soll ich tun? Ich bespreche mich mit meinen drei Vertrauenspersonen. Tanja[iv] schüttelt nur ungläubig den Kopf, als ich ihr von meiner Idee erzähle. Nik[v] sagt: „Mach das“. Als ich Benjamin nach seiner Meinung frage, antwortet er nach kurzem Zögern „Ei-Ja“ und untermauert seine Befürwortung mit einem Ghetto-Fäustchen. Ende Mai segelt mein Bewerbungsschreiben durchs www. zur Otto Fleck Schneise nach Frankfurt. Mal sehen was passiert.

 

Entscheidung

Sportlich geht es im Mai um einiges besser. Die Marathons in Bad Wildbad wie auch La Reid(BEL) offenbaren eine deutliche Steigerung im Rahmen meiner sportlichen Zurechnungsfähigkeit. Kleinere Umfragen bestätigen mich in meinen Trainingsbemühungen. In Bad Wildbad verstricke ich einen Mitkonkurrenten am Berg in ein Gespräch und erkundige mich nach seiner aktuellen Jahreskilometerleistung. Mit dem Vierfachen meiner knapp 1.500 Kilometer auf der Uhr, ist dieser junge Sportsmann nicht in der Lage mir am Berg wegzufahren. Ein gutes Gefühl. Rhens ist mein nächster Stop. Auch hier hinterlasse ich bei dem einen oder anderen mir bekannten Sportler einen bleibenden Eindruck.

 

Ab Montag den, 8.6.2015 warte ich auf Anrufe, E-Mails oder Briefe. Als sich bis zum 12.06. noch nichts getan hat, ergreife ich die Initiative und frage nach. Am Vormittag des gleichen Tages, die Arbeit läuft spannungslos Richtung Wochenende, passiert etwas. Meine E-Mails rufe ich im Minutentakt ab. Plötzlich erscheint eine 1 im Posteingang. Nervös patsche ich mit meinen zittrigen Fingern übers Smartphone. Eine Nachricht vom BDR. Genau genommen eine Antwort auf meine Frage. Schauen wir mal nach. Emotional und herzlich fällt die Formulierung nicht aus, aber ich bin bei der WM dabei! Schnell noch einmal lesen, noch einmal und noch einmal zur Sicherheit. Ich möchte hüpfen, springen, tanzen, aber nicht im Amt. Mein „sehr,sehr großer Kollege wird sich wohl kaum mit mir freuen und aus seiner Lethargie heraus mit mir per Polonaise durchs Gebäude ziehen. Ich bin mal kurz weg auf dem Dachboden. Hier hört und sieht mich auch niemand. Die Fäuste geballt, schreie ich meine Freude kleinlaut aus mir raus. Sella Ronda Hero 2015, WM Teilnahme und was noch viel wichtiger ist, das Nationaltrikot auf meinen Schultern. Ich bin dabei!

 

Noch 15 Tage bis zum Start

Bevor sich die WM so richtig festsetzen kann, überrennt mich die Bürokratie für das Großereignis. Athletenvereinbarung, Schiedsvereinbarung, Testpoolanmeldung und die Überweisung der Startgebühren sorgen für emsige Betriebsamkeit. Tanja gibt offen zu, dass sie nicht so recht an den Erfolg meiner Bewerbung glauben wollte. Doch für die kommenden Tage hält sie mir den Rücken frei. Richtig realisieren kann ich es noch immer nicht. Wenn ich auf dem Rad sitze und meinen Gedanken nachhänge, kommt es hin und wieder vor, dass ich die Dolomiten förmlich vor mir sehe. Ich sehne mich mit jeder Faser meines Körpers nach der Anstrengung des Renntages.

 

Sechs Tage ist es nun her, dass ich als WM-Fahrer nominiert wurde, nun mache ich mich auf Richtung Osten. Rund 900 Kilometer liegen zwischen Trier und dem Malevil Cup(CZE). Es ist die letzte Möglichkeit, die sportliche Qualifikation für die WM zu erfüllen. Im Prinzip muss ich nicht, doch ich will es. Der Schwabe würde sagen es hat ein gewisses „Geschmäckle“, da mir die sportliche Qualifikation fehlt. Die Blicke und Nachfragen nerven mich. Am Ende schaffe ich es auch. Mit dem 14.Platz im Rahmen der UCI World Series erreiche ich die sportliche Qualifikation. Rundherum gelungen war diese Leistung sicherlich nicht, die ich im Schaufenster meiner Ergebnisse präsentiere. Früh plagten mich Krämpfe. Auch die schweren Auf- und Abstiege zur Mitte des Rennens machten mich zunehmend mürbe. Die Platzierung im Ziel ließ schlussendlich doch ein Hauch Zufriedenheit aufkommen. Meine beiden Mitfahrer setze ich in Dresden wieder ab und steuere Richtung Sonnenuntergang am gegenüberliegenden Ende von Deutschland. Noch sieben Tage bis zur WM.

 

Los geht´s

Zwischen fünf und sechs am Morgen des 25.Juni schließe ich die Tür hinter mir und mache mich auf zur WM. Tanja und Benni schlafen noch, was es auch ein bisschen einfacher macht, mich von ihnen für ein paar Tage zu trennen. In Frankfurt a. Main steigen Nik und Bojan[vi] zu. Nach gut sieben Stunden rollen wir endlich über italienisches Territorium. Meinen Sitzplatz habe ich aufgrund von Müdigkeit in das Heck vom Caddy verlegt, als das Dolomitenpanorama Stück für Stück Aufstellung bezieht. Ein Jahr ist vergangen und die Begeisterung für dieses Prunkstück der Natur ist ungebrochen. Nach der ersten von drei kreisrunden italienischen Köstlichkeiten an diesem Wochenende, treiben wir die vollgepackte Familienkutsche aufs Grödnerjoch. Mit der einen Hand am Fels und der anderen Hand am Auslöser der Kamera stehen wir staunend auf einem Hügel hinter unserer Unterkunft in 2136 m Höhe ü. NN. Wie so oft, wenn ich Schauplätze von solch beeindruckender Schönheit besuche, stellt sich mir die Frage: „Warum ich es vorziehe in der Stadt zu leben?“

 

Auch wenn dieses Ereignis sehr speziell ist für mich, so werden doch die üblichen Mechanismen vor einem Wettkampf bedient. Ein kurzer Abstecher mit dem Rad auf den ersten Gipfel, die folgende Abfahrt nach Corvara und über geschmeidig geformte Asphaltserpentinen zurück zum Ausgangspunkt der Vorbelastungsrunde.

 

Zur Mittagsstunde sind alle Fahrer, die Deutschland an den Weltmeisterschaften vertreten sollen, geladen, um Startnummer und Nationalbekleidung in Empfang zu nehmen. Ein paar einleitende Worte des Bundestrainers, etwas Tam Tam. Ja, das ist es, was mir so in den Sinn kommt zu diesem 12 Uhr Termin. Doch das Protokoll hat es anders improvisiert. Pünktlich zur Mittagsstunde sind etwa die Hälfte der Fahrer anwesend. Die Profis werden durch die Teamchefs vertreten. Nur eine Person fehlt noch. Der Bundestrainer Peter Schaupp glänzt durch Abwesenheit. Nach einer halben Stunde rufe ich ihn einfach mal an, was soll schon passieren? Er ist gleich da, gerade ist er in Wolkenstein angekommen und sucht noch einen Parkplatz, gebe ich so an die verstreuten deutschen Teilnehmer weiter. Kurz vor 13 Uhr ist es geschafft, auf einer Biergarnitur werden Häkchen hinter diversen Namen gemacht. Nun beziehe ich Aufstellung in der Schlange der UCI Startnummernausgabe. Was noch fehlt ist die Einkleidung. Höchst offiziell reicht der Bundestrainer jedem Sportler Trikot samt Hose aus der Seitentür seines Minibus. Der Basar ist eröffnet. Hier ist ein Trikot zu groß. Eine Hose für Frauen ist für Männerhintern nicht geeignet. Das Polster in der Hose ist dem ein oder anderen verwöhnten Arsch auch nicht recht. Und gleich dort, hinterm Stromverteilerkasten, leiten halbnackte Menschen die Anprobe ein. Noch ein paar schmale Witze und jeder ist bedient. Die Nationalhymne singe ich zur Einstimmung mal lieber allein. Schnell zurück zu Nik und Bojan.

 

Ganz ohne Druck

Und jetzt die Momentaufnahme. Die ersten zehn Fahrer der Rangliste werden einzeln aufgerufen. Zwei Minuten bis zum Start. Rechts neben mir David Schöggl aus Österreich. Zu meiner Linken Simon Stiebjahn(Team Bulls). Der Hubschrauber über uns kreist mit einem ohrenbetäubenden Lärm. Noch eine Minute. Beim Blick die Straße hoch sehe ich rechts und links Menschenmassen. Nervös ruckeln alle Fahrer an ihren Rädern. Sprachen aus aller Welt überlagern sich. Ich inhaliere jeden Augenblick dieser Zeremonie. Die drei Moderatoren treiben das Publikum zum Teil dreisprachig an. Ich krame meine Halskette mit dem Kettenblatt hervor. Ein kleiner Kuss auf das Kettenblatt. Ein kurzer vertrauter Griff an die Steuersatzkappe. 30 Sekunden. Simon Stiebjahn sieht locker aus. Das Kettenblatt balanciere ich zwischen meinen Zähnen. Fünfzehn Sekunden. Ein Lächeln strahlt über mein Gesicht. Startschuss. Die Kette verlässt meinen Mund. Jetzt bin ich eins mit der letzten Langstrecke meiner Rennfahrerlaufbahn.

 

Das hier nicht lang rumgeeiert wird, war ohnehin klar. So stemmen sich knapp 140 Fahrer in den ersten langen Aufstieg zum Dantercepies. Ein richtiger Gradmesser zum Auftakt. Auf losem Schotter streite ich mit der Schwerkraft. Ich lechze nach Bodenhaftung. Herr Werner bleibt lange in Sichtkontakt, bis ich ihn in den letzten Kehren hinauf zum Gipfel verliere. Was nun folgt, ist nicht gerade meine Schokoladendisziplin. Entsprechend einfach gestrickt, sehen meine Bemühungen aus die Fahrlage für eine schnelle Talfahrt zu finden. Von Corvara, über Pralongia geht es zum Passo Campolongo. Aus dem Vorjahr kommen die Gedanken in meinen Kopf, dass dieser Anstieg sehr gut für mich lief. So läuft es auch in diesem Jahr. Das ist mein Berg, ich fühle mich pudelwohl. Meine Beine befördern die Fuhre fast spielerisch nach oben. In der Abfahrt zum Campolongo Pass wird es hektisch hinter mir. Gunn-Rita Dahle verzückt mich, als sie mit ihrer wallenden blonden Mähne an mir förmlich vorbeifliegt. Hätte ich in der Abfahrt mal lieber das Lock Out der Gabel rausgenommen. Was folgt, ist die Abfahrt vom Campolongo weiter ins Tal nach Arraba. Gleiches Spiel, nur diesmal fräst Frau Langvad mit einem Höllentempo eine Spur in den Trail.  Nun  steht der Gradmesser für den heutigen Tag an.

 

Im Anschluss an einige kleine Anstiege reißt dieses Monstrum von Berg mich aus meinen kühnen Traum ein guter Bergfahrer zu sein. In einen kleinen Bergort hinein führt diese Straße. Gut zu befahren, eine tolle Aussicht in die Dolomiten. Dann verlassen wir diese Straße und biegen rechts ab. Mein Körper weiß was er bis dato leisten musste, nur leider weiß er nicht, dass wir noch eins draufsetzen werden. Steil ist der falsche Begriff, für das was sich unter meinem Rad abspielt. Ein Japaner ist mein ständiger Begleiter und das Piepsen seines Pulsmessers verrät mir, dass er noch unter den Lebenden weilt. Durch den stark zerklüfteten Untergrund stochern ein Israeli, ein Australier, mein piepsender Japaner, ein Pole und ich uns nach oben. Das letzte Viertel zwingt mich zum Absteigen. Mit der Sonne im Rücken, hänge ich tiefgebeugt auf meinem Rad. Stück für Stück stapfe ich nach oben. Die Schweißperlen rinnen über mein Gesicht bevor sie zu Boden tropfen. Ich weiß nicht warum, aber es ist ein unbeschreiblich erfüllendes Gefühl, auch wenn mir mein Körper meine Leistungsgrenze schonungslos vor Augen hält. Nur oben angekommen, bedeutet noch nicht oben angekommen. Kleine, gemeine Anstiege fordern alles vom Körper. Die Muskulatur sendet ein erstes Hallo aus den Oberschenkeln. Es dauert noch eine Weile bis der höchste Punkt, der Sourasass erreicht ist. Eine karge Landschaft hier oben umgibt mich. Nach einer weiteren halben Stunde folgt der Pordoi Pass. Mein Vorderrad senkt sich in den folgenden Minuten wieder stark nach unten. Bis auf zwei Wandereinlagen stelle ich mich auch nicht so blöd an. Canazei im Fassatal ist nun der letzte Ort den wir durchqueren auf dem Weg zum Mahlknechtsjoch. Meine Begleiter für diesen Berg sind ein Lette, ein Argentinier gefolgt von einem Südafrikaner. Alle drei erreichen vor mir diese letzte qualvolle Bergwertung. Mehr taumelnd als fahrend rollt mein Rad mit seinem Piloten über die Zeitmessung. Ausgelaugt wie die bisher verbrauchten 12 Gelbeutel bediene ich Bremsen und Pedale in der Abfahrt. An der letzten Verpflegungsstation steht mir der Sinn nach Cola. Etwas entgeistert beäugen mich die Herrschaften an der Verpflegung. Mein Aussehen scheint aktuell nicht gesellschaftsfähig zu sein. Doch das interessiert mich weit weniger als diese letzte Welle zur Seiser Alm. Was im Anschluss folgt geht nur noch runter. Nicht mehr super schwer, dafür sehr zügig. Mit dem letzten Quäntchen Muskelspannung treibe ich mein Rad nach vorn. Die sechs Stunden-Marke zu unterbieten, scheint noch möglich zu sein. Im Ziel piepst mich die Zeitmessmatte in die Rangliste als 115. der Weltmeisterschaft. Ich bin angekommen in 06:03:54. Komplett erschlagen stehe ich im Ziel. Unter meinen Schuhen sammelt sich das Konfetti von der Zieleinfahrt der neuen Weltmeister. Aus meiner Position sieht es so aus, wie ich mich fühle, am Boden, schmutzig und zu nichts mehr zu gebrauchen. Meine Zielankunft interessiert so viele Menschen, wie dieser berüchtigte Sack Reis in China wenn er umfällt. Einsam, aber als zufriedener WM-Teilnehmer biege ich ab Richtung Bergwertung Parkplatz. Mein Traum wurde wahr!

 

In Begleitung

In Nik und Bojan hatte ich die perfekten Begleiter für dieses Wochenende. Beide waren ebenso fasziniert vom Sella Ronda Hero wie ich. Gemeinsam tauchten wir ein in die Faszination Hero, mit all ihren farbenfrohen Eindrücken, rum um Gulli[vii] und den Sellastock.

 

Mit dem Passieren des Ortsausgangsschilds Wolkenstein am Sonntag bin ich um einige Erkenntnisse reicher: Nicht nur als Sportler kehre ich nach Hause zurück. Ich bin ein glühender Verehrer dieser Veranstaltung und ihrer Region.

 

Sie lassen für mich das Licht an

Nach mehr als zwölf endlosen Stunden im Auto, unterbrochen von zwei Stück Kuchen in Mittenwald, erreiche ich den Hof mit Müh und Not. Tot bin ich nicht, aber ziemlich erschlagen packe ich mein Rad und meine Habseligkeiten aus dem Auto. Die Rollen der Tasche surren gleichmäßig über den Asphalt. Dann bin ich wieder da wo ich hingehöre. Ich sperre die Tür auf. Es brennt noch ein Licht. In einer Ecke lege ich alles ab und setze mich aufs Sofa. Tanja bekommt mit wie ich die Wohnung betrete. Sie setzt sich zu mir. Ich präsentiere stolz meine Startnummer. Das Trikot krame ich aus der Schmutzwäsche hervor. Für große Erzählungen über das Erlebte bin ich nicht fähig. Ich umarme sie und bedanke mich bei ihr für ihren Rückhalt. Sie ist stolz auf mich. Auf einen kleinen Schwenk gehe ich noch einmal bei Benjamin vorbei. Er schläft seelig, streckt ein Beinchen zwischen den Gitterstäben seines Bettchens hindurch, in inniger Umarmung mit seinem Traktor. Auf einem Kleiderbügel an der Kommode hängt das T-Shirt, das ich ihm im Vorjahr aus Italien mitgebracht habe. Darauf steht „I love my Hero Daddy!“

 

 

 

Beste Grüße vom Rosenkavalier

 



[i] Benjamin: mein Sohn, zum Zeitpunkt der WM 22 Monate alt

[ii] Felix Fritzsch: Teamfahrer in meinem alten Team

[iii] Herr Werner: Teamfahrer in meinem alten Team

[iv] Tanja Rose: meine Ehefrau

[v] Nikolaus Syc: sehr guter Freund

[vi] Bojan Bohorc: Teamfahrer in meinem alten Team

[vii] Gulli ist das Maskottchen des Sella Ronda Hero Marathons

 

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