Drei Monate nach diesem Kommentar habe ich wieder etwas erlebt, verlebt und überlebt. Als ich diesen Text beginne zu verfassen, schmerzen noch meine Hände, die Taubheitsgefühle in den Füßen wollen nicht enden, Müdigkeit begleitet mich durch den Tag, ich bin einfach fertig. Doch bei aller Erschöpfung war dieses Erlebnis noch puristischer und intensiver im Erleben, als all das, was bisher war. Also, wir müssen darüber reden, hier geht es lang:
Grundlegendes
Bersillies l´Abbaye, ein kleiner Ort an der belgisch-französischen-Grenze. Wenn dort nicht der Startort wäre, ich wüsste nicht von der Existenz dieser Gemeinde. Für mich waren es etwas mehr als 3h mit dem Rad von Dinant (BEL) bis an dieses „Ende der Welt“. Eine Runde um die Kirche, Ausschau halten nach einem Schlafplatz, dann Anmeldung. Djoeke und Jefte steigen aus ihrem Fahrzeug, als ich mein Rad im belgischen Landregen zum Halten bewegen kann. Sie sind die Erfinder, Organisatoren, Kommissäre und alles darüber hinaus, was die Veranstaltung Arden2Eifel betrifft. Die beiden kommen aus den Niederlanden, sind ein Paar im Leben und ein Paar beim Bike-Packing. Als Team haben sie sich schon bei den ganz feinen Adressen in der Szene ins Gästebuch eingetragen: Seven Serpents, Atlas-Mountain-Race etc. Nun haben sie ihre eigene Veranstaltung gestaltet. Auf 660km geht es durch zwei Mittelgebirge und über satte 13.000 Höhenmeter. Das Zeitlimit beträgt 96h. Das Beste an der Geschichte? Der Zielort ist Trier! Ich fahre also nach Hause. Klingt einfach, nur wird es das auch?
Djoeke und Jefte haben für mich die Startnr. 17 parat. Die Cap mit der 17 und all die anderen Kappen hat Djoeke in Handarbeit hergestellt. Dazu noch einen Starterbeutel mit einem kleinen Snack, dem Tracker und meine Stempelkarte für die Checkpoints in Herbeumont (BEL), Neroth (GER) und das Ziel an der Porta Nigra in Trier.
Erste Nacht
Ab 21 Uhr stellt sich mir die Frage: "Wie weiter?" Da es noch regnet und ich keine Ambitionen verfolge mir mit dem Rad einen luxuriösen Schlafplatz zu suchen, kann ich den Verlockungen der Asphaltfläche vor mir nicht widerstehen. Von oben schützt mich ein Zelt vor Niederschlag, eine Barrikade aus Plastikstühlen vor den neugierigen Blicken der wenigen Eingeborenen zu dieser Uhrzeit. Biwaksack ausgelegt, Schlafsack obendrauf und als Kirsche auf der Torte bette ich mich auf diese schmächtige Unterlage. Zu Beginn nutze ich meine Beinlinge noch als Kopfkissen, dann nicht mehr. Der Wind lässt die Zeltplane gegen eine Zeltstange schlagen. Ein Geräusch wie eine Person, die in Badelatschen ein Läufchen wagt. Es ist eine schwierige Nacht mit wenig Schlaf, doch ich ahne noch nicht, dass das Wohlfühl-Drumherum in den nächsten Tagen weniger wird.
Letzte Vorbereitungen
Bonjour Raceday. Kleine Korrektur, es ist kein Rennen, es ist eine Herausforderung, die es zu erleben und zu meistern gilt. Diese Herausforderung wollten bis wenige Wochen vor dem Start knapp 30 Wagemutige angehen, in der endgültigen Startliste finden sich nur 21 Hasardeure, vier sagen kurzfristig noch ab und einer startet berufsbedingt erst am Freitag. Es bleiben eine Amazone und 15 tollkühne Zweiradartisten, die sich ab 8 Uhr im Startbereich aka meinem Schlafplatz einfinden. Neben vielen kurzen Gesprächen beäuge ich die Materialwahl der anderen Teilnehmer*innen. Es fällt auf, dass überwiegend 11/12-fach Schaltungen mit einem Kettenblatt gefahren werden. Mein Rad hat mit einem 32T Kettenblatt und einer „hochmodernen“ 10-fach Schaltung 11-36 wohl etwas stramm gekettet. Einzig die beiden Gravelbikes im Feld machen mir Mut, denn die Empfehlung für diese Fernfahrt von Jefte und Djoeke bezog sich eindeutig auf MTB´s.
Die Frage, ob es Sinn macht vor dieser Ausdauerfahrt seriös zu frühstücken, dem würde ich zustimmen. Nur meine Brotbüchse ist nicht mehr allzu prall gefüllt und ins benachbarte Dorf zum Supermarkt zu tingeln, ist mir zu einfach. Mit den Resten vom gestrigen Einkauf, einem Brot mit Nuss-Nougataufstrich, welches mir Djoeke und Jefte anbieten, lege ich eine kleine Grundlage. Das prächtige Café an Ort und Stelle serviert mir noch zweimal Kakao mit je einem Beilagekeks. Perfekt, mein Diättag kann beginnen.
Le Grand Depart
Dass es sich bei Arden2Eifel nicht um ein Rennen handelt, hatte ich bereits erwähnt. Natürlich fahren wir die ersten Meter nach dem Start seriös und gesittet, bis wir den Weg ins Gelände gefunden haben. Natürlich ist es damit auch irgendwann vorbei. Einer ruckt und viele machen mit. Gut möglich, dass ich meinen Anteil daran habe, denn irgendwie ist Spannung auf der Kette. Jeder dreht sich mal um - wo sind denn die anderen, aerodynamisch geht es bergab, so kann das doch nicht weitergehen. Zu fünft ziehen wir für eine Weile um die Büsche, dann bin ich wieder allein. Dann stehe ich neben meinem Rad. Irgendwas hat im hinteren Laufrad geklingelt. Es sind doch erst 1h 44min vergangen. Aha, eine von zweiunddreißig Speichen hat die Veranstaltung vorzeitig verlassen. Im Stile von Rapunzel wickle ich die kaputte um eine intakte Speiche und weiter. Direkt nach meinem Stopp an der Chaussée Brunehaut folgt eine Morastmeile durch einen Wald, die es in sich hat. Keine Höhenmeter, dafür ziemlich tief. Für einen der beiden Fahrer mit einem Gravelbike scheint hier schon eine Grenze erreicht zu sein. Seine ganze Kraft und Ausdauer bringen ihn nicht wirklich weiter, da er und sein Rad nur unzureichend Bodenhaftung genießen. Die Strecke bietet auf den ersten 100km viele einfache Gravelabschnitte, im losen Wechsel mit schwach besuchten Nebenstraßen und punktuellen Mtb-Abschnitten. Knapp fünf Stunden mit einem 22er Schnitt sind durch, da fängt die Strecke an zu brillieren. Von jetzt auf gleich geht es sehr ruppig bergan, Schluss mit lustig. Ein Trail in Schlamm gelagert lässt mich fahren, laufen oder auch mal mittendrin knien. Durch die fehlende Speiche habe ich ohnehin schon einen leichten Schlag im Hinterrad, mit Schlamm dreht sich da nur noch wenig. Dann wieder easy, breite Wege und Straßen führen mich nach Chimay. Nun, 140km in 6h 40min habe ich sicher, nur die Höhenmeter haben sie noch irgendwo versteckt.
Nutriscore des Verderbens
Meine Ernährungsstrategie ist simpel angelegt: Mit Gels und Riegeln weit fahren, zwischendrin mal Getränke auffüllen, Sandwiches und Bananen in Supermärkten einkaufen. Tankstellen und Supermärkte abseits des Tracks ignorieren, es zählt nur das, was an der Strecke liegt. Restaurantbesuche oder Frittenbuden binden mich auch nur zeitlich, deswegen: Nein. In Chimay (BEL) folgt mein erster Shopping-Stopp. Ein Sportgeschäft an der Strecke hat es mir angetan. Die Sprachbarriere ist unüberwindbar, doch die Damen und Herren zeigen dem Landstreicher (mir) nach etwas Zeichensprache die Packungen mit dem heißen Scheiss. Riegel und Gel für 47€, Bon Appetit! Schräg gegenüber öffnet ein Supermarkt mir seine Pforten. Wraps, Sandwiches, Bananen, Smoothie, Cola, Wasser und Haribo, nur der Kassierer macht mich hier nicht froh. Fünf Minuten Lebenszeit verliere ich mit warten. Vor der Tür esse und verpacke ich. Ein Sandwich in der Tasche der Cargo-Bib, Cola in der Trikottasche - und wohin mit den Haribos? Auf Bauchnabelhöhe zwischen Hose und Trikot ist noch Platz. Ihr könnt dann mal raten, wie lange diese wunderbare Nahrung dort verbleiben durfte.
Gut zu Fuß
Ein paar Kilometer entlang des Radwegs in südöstliche Richtung, dann links. Schluss mit lustig, die Trails offenbaren sich. Alles, was bisher geschah, war nur Halligalli. Denn auf den schmierigen und steilen Passagen reduziert sich die Zeit auf dem Rad, dafür erhöht sich die Zeit neben dem Rad. Bei der Gelegenheit möchte ich erwähnen, dass ich ein bisschen was von Sven Nys und Lothar Matthäus habe, denn ich kann rechts wie links …, zumindest absteigen und Fahrrad schieben. Die erste moralische Delle lässt mich innerlich jammern und ich fange an, wie bei jeder Herausforderung, mein Handeln zu überdenken. Jede bucklige Wiese mit schwimmbadgroßen Pfützen lässt mich fluchen. Der Mann mit dem schönsten Rad im Peloton (pinkfarbenes Specialized) und ich rollen gemeinsam nach Couvin (BEL). Er macht Abendbrot, ich nicht.
Aus Couvin heraus wird es steil. Beim Denken bin ich auch etwas glücklos, oder warum sollte ich sonst ein Strava-Segment markieren, nur um zu sehen, dass ich ganz weit weg bin von der Zeit. Es sind nur 27km bis zum nächsten Ort, garniert mit ganz viel Einsamkeit. Nach den flachen bis welligen Einstiegskilometern nehmen die Ardennen allmählich Kontur an. Es sind fast 3 Stunden, die ich für dieses mit Schlamm und Steinen durchzogene Waldgebiet benötige. Meine Moral ist am Boden, denn ich entspreche nicht meinen eigenen Ansprüchen. Dieser Zustand gipfelt in einer Spitzkehre, in der die Strecke halb rechts den Berg hinaufführen soll. Da ist nix. Gerade hoch Fahrrad tragen oder gerade runter für die Wahnsinnigen. Das dieser Punkt irgendwann kommen muss, lehrte mich die Vergangenheit. Niedergeschlagen plumpse ich in den Waldboden und esse mein Sandwich. Es ist auch das erste Mal, dass ich einen Blick aufs Live-Tracking werfe: Ich bin vorn, aber egal, ist ja kein Rennen. Als ich mich wieder gefangen habe, wuchte ich mein Rad durchs Gebüsch, da lang wo ein Weg sein müsste, aber keiner ist. Die Vorderradbremse meldet Fehlanzeige, auch das noch. In Revin richte ich im Lampenschein der Straßenbeleuchtung die Bremse. Der Mann mit dem pinken Bike fragt höflich nach meinem Befinden, wir tauschen uns kurz aus, dann sucht er sich einen Schlafplatz. Am nächsten Tag wird er das Rennen verlassen. Die Aussichtslosigkeit, mit dem Gravelbike die Strecke zu überstehen, hat er dann leider erkannt. Wie ich Tage später erfahre, hat er auch noch beim Beine waschen am Fluss sein Schlafequipment versenkt. Hier müsste jetzt ein Smiley stehen!
Zweite Nacht
Es sind etwas mehr als 11,5h vergangen und keiner hat mir gesagt, dass es noch schwerer wird. In einer Kneipe habe ich die Flaschen noch einmal vollgemacht, in der Hoffnung, dass es reicht. Die Serpentinen fahre ich noch, bis der Track den breiten Weg verlässt. Fahrrad schieben. Das Live-Tracking verrät mir, dass Frank nicht weit hinter mir fährt/schiebt. Alle paar Meter halte ich an und resigniere ein Stück mehr. Der Lichtkegel von Frank schneidet sich allmählich durch die Dunkelheit, dann ist er endlich da. Für mich wäre es gut, wenn seine Laune ähnlich wie bei mir auf Tretlagerhöhe wäre. Zusammen jammert es sich einfach besser. Doch Frank transportiert eine positive Ausstrahlung, die mich mitnimmt. Mit etwas Abstand kommen wir langsam voran. Wir krabbeln mit den Rädern über Felsen, verfahren uns, balancieren, laufen irrwitzige Abfahrten runter … ein Erlebnis, dass ich in diesem Moment nicht brauche. Diese 8-9 Kilometer haben fast 90 min an Zeit verschlungen.
Mit Frank biege ich in den nächsten langen Anstieg ein, breiter Forstweg, nicht zu steil, fast zu einfach, bin ich geneigt zu sagen. Nun kommen die Haribos mit Bauchwärme zum Zug. Vorgewärmte Pfirsichringe in der Nacht bringen etwas Abwechslung in die Energiezufuhr. Diesen Anstieg kann ich fast komplett fahren, nur die letzten Meter und ein Teil der Abfahrt ist nicht machbar. In Monthermé suche ich nach einer Tankstelle oder einem Getränkeautomaten, aber nix. Eine Flasche bleibt mir noch, es ist kurz nach Mitternacht. Im Rinnstein sitze ich und ziehe mir die Beinlinge, Armlinge und Jacke über. Beim Blick die Straße hoch erwarte ich Frank in jedem Moment, doch da tut sich nichts. Ob ich für den Rest der Zeit nochmal einem anderen Fahrer begegne, weiß ich gerade nicht.
Allein, allein
Nächster Berg, nächste Laufpassage. Der Track muss hier irgendwo sein. Vor und zurück, fahre und suche ich diesen einen Abzweig. Da endlich. Selbst mit Schieben gewinne ich nur eingeschränkt an Metern. Das muss eine Downhill- oder Endurostrecke sein. Jefte bestätigt meine Annahme später. Wieder dieser Anflug von Resignation, aber es heisst doch: „Never scratch at night“. Verdammt, das würde sich in diesem Moment gerade richtig anfühlen. Tragen, wuchten, schieben, endlich oben. Als ich wieder rolle, entdecke ich unweit von mir auf einer Anhöhe ein Lagerfeuer. Ist da wer? Für Angst fehlt mir schlicht die Kraft, einfach weiter und nicht zurückschauen.
Jede Stunde belohne ich mich mit einem Schluck Wasser, es ist gerade sehr knapp. In den Ortschaften schaue ich nach Brunnen. Nix da. Auch Komoot weiß keinen Rat. Ich bin einsam und fahre berghoch, da nehme ich meine rechte Hand vom Lenker und balle sie zur Faust. Der erste Teil von drei Teilstücken ist geschafft. Menschen, die allein im Wald sich selbst anfeuern sind selten, vielleicht auch etwas komisch. Ich bin einer von ihnen, aber das weiß zum Glück ja niemand. Siebzehn Stunden und 40min sind rum, da knirscht die Kette. In Schlangenlinien knechte ich das Rad in Membre (FRA) bergan, bis mich das Quietschen nervt. Das Rad lehne ich an eine Laterne, hocke mich neben das Rad und reinige die Kette und schmiere sie im Anschluss.
Diese Position neben dem Rad ist ganz nett, also beschließe ich einen Powernapp von 10-15min zu machen. Als ich wieder wach werde, sind es wirklich nur ca.15min gewesen. Ich packe alles Material wieder weg und mache mit einer gewissen Frische im Kopf weiter.
Einfach ist anders
Kalt vernebelt offenbart sich mir der Wald, den ich durchstreune. Meine Absicht Jefte, und Djoeke meinen Ausstieg am Checkpoint mitzuteilen, verfestigt sich mit jedem Meter, den ich laufen muss, mit jedem Abzweig, den ich aufwändig suchen muss. Bleibt es auch dabei? Würde ich weniger die Herausforderung suchen, wenn ich zu später Stunde meine Moral wie eine Zitrone auspresse, dann könnte ich über den Tag die Schönheit der Ardennen genießen. Dann wäre auch mein Geist nicht so gebeutelt. Es sind ganz wunderbare Ortschaften, Flussbiegungen und Ausblicke, die sich mir bieten, nur erkenne ich sie nicht. Der Streckenverlauf ist nicht nur darauf ausgelegt, uns Teilnehmer*innen alles abzuverlangen, diese Strecke ist ein Präsentierteller für die Schönheiten dieser Region.
Es kommt vor, dass sich uns kleinere Bäche oder Flüsse in den Weg stellen, die gequert werden müssen. Bei solch einem Exemplar an Wasserweg nutze ich eine Spur an Steinen zur Überquerung, lande mit einem Fuß im Wasser, erreiche das andere Ufer und erblicke links von mir … eine Brücke. Diese Momente machen mich so fertig!
Jeden einzelnen Anstieg zu beschreiben, würde sich nicht lohnen, sie sind alle schwer. Diese Nacht ist fast schwerer als die dritte Nacht bei meinem Tausender im Mai, und ich habe noch gar nicht halluziniert. Ja, selbst die Abfahrten sind unbarmherzig. Meine Gabel schreit seit Stunden: „Ach komm, leck mich!“
Diätmorgen
Doch dann windet sich die Morgensonne allmählich durch den Nebel. In Corbion lasse ich die Schatten der Nacht hinter mir. Ein Bäcker wäre jetzt gut. Leider nicht hier, denn Bäckereien öffnen in Belgien recht häufig erst gegen 8:30 Uhr ihre Tore. In Bouillon habe ich vielleicht die nächste Chance auf Verpflegung.
Auf dem Weg nach Bouillon warten eine Hängebrücke und eine Serpentinenabfahrt auf Besuch. Sehr schön alles. Die Abfahrt fahre ich nicht, ich habe kein Zutrauen in mich und das Rad. Noch immer bin ich gewillt am Checkpoint auszusteigen. Doch vorher will ich noch etwas essen. Auch in Bouillon gibt es so früh am Tag noch keine Einkaufsmöglichkeit. Schön ist es hier. Weiter. An einer Schnellstraße befindet sich eine Tankstelle. Wie komme ich dahin? Jeden möglichen Weg probiere ich, um mich dem Tempel für Cola und Marsriegel anzunähern. Bin ich bereit, als Verkehrsmeldung im belgischen Radio zu fungieren? Keine Chance. Jetzt muss ich durchziehen bis zum Checkpoint. Von zu Hause bekomme ich die Info, dass ich einen Vorsprung von 40-50km habe. Läuft, aber hey, es ist ja kein Rennen und aussteigen will ich sowieso. Es kringelt sich der Track, die Sonne kitzelt, Wildschweine kreuzen meinen Weg, dann ist Herbeumont erreicht.
Herbeumont CP1-Scratch?
Bei Einfahrt in den Ort liegen die Worte schon parat, um meine Aufgabe zu begründen. Dann sehe ich Jefte an der Straße und Djoeke am Hotel, das CP1 markiert. Kein Wort bringe ich über die Lippen, dass ich jetzt diese Fernfahrt beenden werde. Meine Stempelkarte übergebe ich an Djoeke für den ersten Stempel. Für Djoeke und Jefte ist es besonders, so scheint es mir, dass sie ihren ersten Stempel bei ihrer eigenen Veranstaltung setzen können. Antrocknen lassen und weggesteckt. Ich kann nicht aufgeben, ich fahr doch nach Hause, ich bin der einzige Teilnehmer, der aus dem Zielort kommt. Meine Bedenken an der Schwere des Kurses äußere ich trotzdem. Jefte versichert mir in seiner ruhigen Art, dass es ganz genauso sein soll. Akzeptiert - und für den Rest meiner Reise hinterfrage ich es auch nicht mehr. Mein Fokus wendet sich in diesen Minuten in Herbeumont. Von dem Kerl, der in Selbstmitleid ein Bad nehmen könnte, wird der Mitvierziger, der jetzt den Rest der Strecke erleben möchte, ohne sich dabei zu schonen.
Bevor ich weiterfahre, statte ich dem ortsansässigen Gemischtwarenladen einen neugierigen Besuch ab. Die Auswahl ist überschaubar, perfekt für mich, so erledige ich meinen Einkauf ohne große Rennereien zwischen kilometerlangen Regalen. Vor dem Geschäft noch schnell Sonnencreme auf die Arme und mit Sprudel das Gesicht waschen, meine Duschmöglichkeit ist dann doch noch 380 Kilometer entfernt.
Jefte fotografiert während meiner Zeit an CP1 und beim Supermarkt und unterdessen kümmert sich Djoeke um die Stempelkarte und alles weitere. Beide sind sehr unaufgeregt in ihrem Auftreten, sie geben mir den Raum, den ich benötige. Bereits nach anderthalb Tagen sind sie ein wichtiger Orientierungspunkt für mich geworden, mit denen ich mich, wann immer wir uns sehen, austauschen kann. Beide sprechen perfektes Englisch, Jefte dazu noch ein fehlerfreies Deutsch. Er spricht mich immer mit „Sie“ an. Das passt zwar nicht ganz zu dem, was wir da gerade machen, aber es hat doch irgendwie Charme. Sprachlich pendle ich zwischen Englisch und Deutsch, eine klare Linie bekomme ich nicht geregelt. Nach müde kommt blöd, ich bin der Beweis.
Easy
Es ist kurz nach 10 Uhr am Vormittag. Um welchen Tag es sich genau handelt, kann ich nicht sagen, es ist alles möglich. Die Strecke für mich und für alle, die noch kommen werden, führt in den südöstlichsten Zipfel von Belgien. Zu Beginn noch mit vielen Wäldern, später dann kommen Wiesen und Felder dazu. Die Anstiege in diesem Bereich der Fernfahrt sind nicht lang und bei weitem nicht so anspruchsvoll, wie in der vergangenen Nacht. Ohne nennenswerte Zwischenfälle steuere ich Arlon an. Hier überfällt mich die große Müdigkeit. Alles Essen und Trinken hilft nichts, um wach zu bleiben, ich brauche einen Schlafplatz. Die erst-beste Bank soll es sein. Fahrrad hingelegt, den Timer auf 15min, nicht einmal den Helm nehme ich ab. Nach 15min erklingt ein Ton, weggedrückt, noch einmal 15min nach Gefühl. Kurz nach halb fünf bin ich wieder voll da, weiter. Ein Blick auf die Tracking-Seite verrät mir, dass ich jetzt 70km vor Frank liege. Ein Teil vom Feld hat vorzeitig die Segel gestrichen, aber ganz viele fahren noch.
LUX
Dieser Streckenabschnitt an der Grenze zwischen Luxemburg und Belgien ist noch viel zu einfach, denke ich so vor mich hin. Wann wird es mal wieder ungemütlich? Lange nichts. In Perlé (LUX) betrete ich einen Laden, der allerhand Erfrischungen im Angebot hat. Diese Räumlichkeiten hinterlassen bei mir mehr den Eindruck eines Wohnzimmers, als den eines Tante Emma Ladens. Was soll´s, vorm Laden warten ganz andere Probleme auf mich. Auffüllen, abfüllen, abbeißen, bringe ich im halb liegenden Zustand auf dem Gehweg hinter mich. Doch da macht mir die vordere Bremsanlage neue Sorgen. Vor weniger als 24 Stunden habe ich doch die Bremsbeläge ausgetauscht und jetzt fehlt der Stift, der die Beläge im Bremssattel halten soll. Scheiss Mechaniker (ich!). Meine Bremsbeläge hängen zur Hälfte schon außerhalb vom Bremssattel. Bevor sie den kompletten Absprung schaffen, nehme ich einen neuen Stift aus meinem Ersatzteilbeutel.
Zurück im Wald warten zwei Anstiege, die ich ohne weiteres in der Lage bin zu fahren. Am Lac de la Haute Sure darf ich endlich wieder schieben und tragen. Ein wunderschönes Fleckchen Erde denke ich mir. Ganz ähnlich muss es auch den Vogelkundlern gehen, die ich mit meinem Freilauf beim Blick auf den See aus ihrer Ruhe reiße. Sobald die Steigung meine Reisegeschwindigkeit so sehr verringert, dass ich gehen kann, bin ich runter vom Rad. In der Abenddämmerung in Luxemburg passiert das ziemlich schnell und oft. Das Feld führe ich an, so melde ich auch gesperrte Wege an die Rennleitung, die dann nach Umleitungen suchen. In den Abendstunden gehe ich nicht von emsiger Betriebsamkeit der Waldarbeiter aus und stiefele einen der gesperrten Wege in der Spur vom Rücketraktor nach oben. Und was, wenn doch wer oder was kommt? Seit über 400km bin ich unterwegs und ich bin ungewaschen, so ein Harvester soll ruhig kommen, den mache ich einfach weg.
Bike-Eat-Repeat, and what about sleep?
Es wird immer dunkler in Luxemburg und in meinem Oberstübchen. In den Anstiegen, die ich schieben muss, hänge ich tief gebeugt mit einer Hand und einem Ellenbogen auf dem Lenker. Mit der zweiten Hand stopfe ich den nächsten Riegel in mich rein. Was mich schon beim 1000er begleitet hat, sind Halluzinationen. Ich erkenne Dinge und Menschen in der Natur, die es gar nicht gibt. Das Gefühl für Zeit kommt mir auch abhanden. Fahre ich im Kreis? Warum meine ich, dass Jefte vor mir fährt, um mir die Strecke zu erklären? Der Wind am Ohr klingt wie deutscher Schlager. Jetzt habe ich auch noch Roland Kaiser am Gepäckträger. Es ist nach Mitternacht, als ich den längsten Anstieg im zweiten Streckenabschnitt hinauf nach Hosingen erreiche. Wieder bin ich zu Fuß unterwegs. Auch wenn die Beine noch das tun, was sie sollen, schaltet der Kopf innerhalb weniger Minuten ab. Es lohnt nicht, nach einer Bank oder einer Hütte zu suchen. Von jetzt auf gleich lege ich das Rad auf dem Waldweg ab, setze mich auf meinen Ersatzreifen, der die ganze Zeit auf der Arschrakete seinen Platz fand. Von irgendwo her kommt Straßenlärm oder etwas ähnliches, spielt keine Rolle. Den Timer am Handy stelle ich auf 15min. Nach 9min stelle ich fest, dass die kurze Zeit nicht reicht. Biwaksack und Schlafsack entferne ich ganz automatisch vom Lenker. Biwaksack ausgebreitet, Schlafsack obendrauf. Den Helm setze ich noch ab, kontrolliere, ob der Wahoo noch genügend Saft hat, dann liege ich. Ohne zu wissen in welcher Umgebung ich mich befinde, dreckig und durchgeschwitzt verkrieche ich mich im Schlafsack. Müdigkeit ist stärker als Angst oder der Wunsch nach Komfort. Der Waldweg, auf dem ich liege, hat Gefälle, Steine drücken sich in meinen Rücken, in Embryonalhaltung schlafe ich umgehend ein.
Es vergehen zwei Stunden, dann zerrt mich die Kälte aus meiner Schlafphase. Von einem Schreck durchzogen, erwache ich. Frierend bin ich in einer komplett anderen Welt angekommen, in der mir für Minuten die Orientierung fehlt. Zeit, Ort und Umstände, alles ist unklar. Als sich das Bewusstsein auf BikePacking einpendelt, übernehmen wieder Automatismen. Warme Sachen anziehen, Schlafsack wegpacken, essen und weiter.
Notiz an mich selbst: Nicht jammern, ich mache das freiwillig!
Der Berg, den ich vor der Schlafphase begonnen habe und den ich nun beende, führt mich nach Hosingen (LUX). Damit endet auch die zweite Teilstrecke. Da ist sie wieder, die Faust für die Selbstanfeuerung.
Drückerchen und Kussi an alle die diesem Text bis hierher folgen konnten/ wollten, den Rest erleben wir auch noch gemeinsam.
So gegen vier Uhr hat mich die Bundesrepublik wieder. Mit gezücktem Personalausweis überquere ich die grüne Grenze - wie, gar keine Einreisekontrollen? Fahren, einfach nur fahren, zu sehen gibt es ohnehin nix. Gegen sechs Uhr spült mich der Track durch das Dreiländereck Belgien, Luxemburg und Deutschland, Ouren auf belgischer Seite heißt der Ort, um genau zu sein. Es sind um die 85 oder 90km die ich vor Frank rumfahre, oder anders formuliert: ich habe ein Land Vorsprung, in dem Fall Luxemburg. Mein Ziel ist jetzt der nächste Supermarkt im 40km entfernten Prüm. Auf dem Weg dahin verpasse ich einen Abzweig am Berg und lande vor einem Stacheldrahtzaun. Kurzerhand wuchte ich mein Rad darüber und meinen zarten Körper gleich hinterher. Keine 100m weiter wiederhole ich das Spiel. Um ehrlich zu sein, akzeptiere ich meine Fehler einfach. Es lohnt sich für mich nicht, auch nur einen Funken Kraft in sinnlose Selbstgeißelung zu investieren, auch wenn sich mir reichlich Möglichkeiten bieten. Mal läuft es besser, dann mal wieder etwas zähflüssiger. Einen langen Anstieg kurz vorm Supermarkteldorado muss ich laufen, denn die Kette braucht aus irgendeinem unerfindlichen Grund schon wieder Pflege, bevor sie mir komplett um die Ohren fliegt.
Halb neun in Prüm, vermutlich ist es Freitag, aber wer interessiert sich schon für Nebensächlichkeiten. Die letzten Pfirsichringe aus meinem Bauchladen mit Körperwärme landen in meinem Magen, ging doch recht zügig. Mein Rad habe ich bei den Einkaufswagen versteckt, den Wahoo habe ich am Mann. Ein Landstreicher in Radklamotten streunt nun durch den Hit-Markt. Nach mehr als 500km durch ganz viel Landschaft, scheitere ich am Konzept Einkaufsparadies. Manche Gänge begehe ich mehrfach, suche diverse Produkte, werde fündig, laufe hin, laufe her, und am Ende checkt die Kassiererin mich noch ab, ob ich auch ja nichts geklaut habe. Danke dafür! Alle Speicher werden notdürftig gefüllt, jetzt geht es zu CP2 nach Neroth.
CP2 Neroth
Wenn diese Wand aus Prüm heraus sich mir nicht in den Weg stellen würde, es wäre so einfach gewesen, dieses Teilstück. Mit Sonnenschein in der Trikottasche genieße ich die Fahrt durch die Eifel. Es ist verblüffend, mit welcher Leichtfüßigkeit mir diese Kilometer unter den Reifen dahinrollen. In dieser Umgebung bin ich schon ein paar Mal gewesen, was mir ein gewisses Selbstvertrauen für die weiteren Stunden gibt. In Neroth erwarten mich Sep (der Sohn von Djoeke und Jefte) und Sep´s Opa (den Namen habe ich leider vergessen). Beide tragen sie auch die Rennkappen, wie wir Teilnehmer! Sep stempelt, sein Opa fotografiert fürs Marketing. CP2 geschafft, ich kann nicht lange bleiben, jetzt will ich heim!
Es sind nur noch etwas mehr als 100km. Im normalen Training ein Klacks, im hier und heute wahrscheinlich 8h Bewegungszeit. In Daun Pützborn ist ein Supermarkt, den ich nutze für eine letzte Kalorienoffensive. Die anderen Teilnehmer hatten von Supermärkten und Schlafgelegenheiten einen umfangreicheren Plan als ich. Marius zum Beispiel hat eine Excelliste mit Restaurants, Einkaufsmöglichkeiten, Unterkünften, etc. auf seinem Handy. Ich hatte einen Zettel mit Hochrechnungen für meine mögliche Ankunftszeit bei mir und sonst nur Vermutungen in Kombination mit viel Hoffnung.
Moralische Stützen
Am Dronketurm ist die Welt wieder in Ordnung, denn der letzte wirklich anspruchsvolle Abschnitt hat begonnen, ich darf wieder Fahrrad schieben! Und plötzlich steht da Jefte. Oben am Turm wartet auch Djoeke. Ich freue mich! Endlich wieder Menschen, mit denen ich mich austauschen kann. Meine Zeit ist mir für den Moment egal, kurz quatschen ist jetzt wichtiger. Beide berichten, dass sie mich nur um zehn Minuten an CP2 verpasst haben und das Feld sich weiter gelichtet hat. Laenens Wannes war knapp an Frank dran, musste aber nach einer verdorbenen Mahlzeit vorzeitig aussteigen. Wahrscheinlich werden nur 7 oder 8 Teilnehmer das Ziel in Trier erreichen. In diesen wenigen Minuten tanke ich noch einmal Kraft.
Eifel kann ich
Jetzt geht es dem Ziel entgegen, auf dem Rad und auch bei diesem Text. An den Maaren (mit Wasser gefüllte Vulkankegel) vorbei, über den Lieserpfad nach Manderscheid, mein Rad und ich wollen nur noch nach vorn. Kurz vor Manderscheid frage ich mich, warum mich der pinkfarbene Latexschlauch durch diesen Cut in meinem hinteren Reifen so frech anlächelt? Wird schon halten. Um die Burg wird es noch einmal technisch. An dieser Stelle werden Jef und Seppe, das Power-Couple im Feld, am Samstag noch eines ihrer Telefone verlieren, wie ich im weiteren Verlauf des Wochenendes erfahren werde. Dann sind es nur noch 80 km und genau diese Kilometer habe ich nur wenige Tage vorher besichtigt. Ich muss noch ein paarmal laufen, von der Altenberg-Hütte ist abseilen eine Option. Bis Kilometer 610 bleibt es dezent anspruchsvoll, dann kann ich voll drauftreten, die Strecke glänzt mit Rollerabschnitten. In Eisenschmitt gibt es noch zwei volle Flaschen Cola. Die Frage nach etwas Essbarem quittiert der Wirt in der Dorfkneipe erst mit Kopfschütteln. Dann verschwindet er kurz in einem Nebenzimmer und kommt zurück mit zwei Händen voll mit Beilagekeksen. Ein guter Typ! Mein Ziel zu erreichen in weniger als 60 Stunden habe ich vor Augen und fahre so schnell wie möglich. Die Definition von schnell ist im Zusammenhang Bike-Packing doch etwas speziell. Nach zwei Stunden Hetzjagd durch die Hecke gebe ich das 60 Stundenziel auf. Bei mehr als noch dreißig zu fahrenden Kilometern ist es für mich nicht mehr realistisch, in zwei Stunden Trier zu erreichen. Jede Kontaktstelle meines Körpers mit dem Rad meldet Havarie. Sitzen, greifen, treten: in Kürze Game Over!
Zielgerade
Meine letzte Nacht bricht an und ich will heute noch in meinem eigenen Bett schlafen, das verspreche ich mir selbst. Kurz hinter Kordel wuchte ich das Rad zur Burg Ramstein empor. In der Kneipe an der Burg rufen mir noch zwei Gäste zu, dass zwei meiner Kollegen vom Eifelcross oder so ähnlich schon durch sind. Die beiden Herren meinen wohl andere Radfahrer. Meine Kollegen sind noch da draußen, meine Kollegen machen zwei Mittelgebirge, meine Kollegen werden auch diese Nacht wieder draußen verbringen.
Passend zur Nacht haben sich die Halluzinationen wieder bei mir eingenistet und die Schlagerparade ist auch mit von der Partie. Der Abstieg vom Eingang der Genovevahöhle ist die letzte Klippe auf der Strecke. Dauert auch nur 5min, um den Abstieg gesund zu meistern. Dann ist er da der letzte Anstieg auf der Strecke, hinauf zur Autobahn. Ich starre auf meinen Tacho, wenn die Linkskurve da ist, bin ich oben. Jetzt wäre der ideale Moment um emotional zu werden, aber das war ich in den letzten zweieinhalb Tagen mehr als einmal. Es hat auch keiner gesehen. Die Treppe runter in die Stadt fahre ich nicht, die wird standesgemäß getragen bei Arden2Eifel, Danke Jefte! Lichter erleuchten die Stadt, Nachtschwärmer ziehen durch die Straßen und ein Radfahrer erreicht die Porta Nigra am Freitag, zwanzig Minuten nach 22 Uhr. Angekommen! Tanja und Benni, Djoeke, Jefte und Jefte´s Schwester, Dominic (ein Kumpel aus meiner Radsportnachbarschaft) und zwei Frauen, die ich nicht ganz zuordnen kann, sind gekommen für den finalen Stempel. In diesen Minuten bin ich alles von emotional aufgekratzt bis hin zu einem körperlichen Wrack! Eine sehr große Zufriedenheit mit meiner eigenen Leistung macht sich in mir breit. Auch wenn die Nächte mich in jeder Hinsicht richtig aufgerieben haben, so habe ich doch über die komplette Distanz keine großen Fehler gemacht. Es war kein Rennen, aber dass ich trotzdem als Erster an der Porta war, ist ein kleiner Sieg für mich!
Kaputt
Irgendwann geht es dann nach Hause. Meine Arschrakete gebe ich meiner Frau, dann fahre ich mit Dominic noch ein Stück gemeinsam. Was mir auf den letzten 85km mit einem Cut im Reifen nicht passiert ist, geschieht jetzt. Hinterradschaden. Die Luftpumpe hat Tanja im Auto, dann gehe ich wohl noch 3km zu Fuß bis nach Hause. Es ist kurz nach Mitternacht, also Samstag, als ich nach drei Tagen draußen leben wieder in mein zivilisiertes Umfeld zurückkehre. Eine Matratze und Bettzeug sind pures Gold wert!
So Jonas, ich hoffe wir können damit ein weiteres Kapitel abschließen. Was braucht es noch für Erlebnisse im Buch?
Beste Grüße vom Rosenkavalier
PS: Jetzt durfte ich als erster mit der Porta abklatschen, aber nicht als Einziger. Am Samstag erreicht Frank mit Startnr. 4 das altehrwürdige Stadttor, seine positive Ausstrahlung hat keine Sekunde gelitten. Marius mit der Startnr. 5 folgt ca. 4-5 Stunden später mit Regen im Gepäck. Das Power-Couple bestehend aus Jef und Seppe, Startnr. 21 füttert unterwegs gern mal Ziegen und verliert ein Handy (wiedergefunden). Leider erreichen insgesamt nur sechs Athleten das Ziel in Trier. Der 6. mit Startnr. 6 ist Pavel aus der Slowakei. Er bringt eine der schönsten Geschichten mit. Irgendwo in der Eifel hat er sich unter einen Carport gesetzt, um sich auszuruhen. Der Bewegungsmelder bemerkt ihn und schon ist diese Zuflucht hell erleuchtet. Die Anwohner kommen vor die Tür und erkundigen sich bei Pavel nach seinem Befinden. Er erzählt von dieser Herausforderung und seinen Erlebnissen. Am Ende lauschen sie nicht nur seinen Worten, sie versorgen ihn auch mit Essen und Trinken. Er hatte es dringend nötig, denn an seiner Schaltung funktionierten die leichten Gänge schon lange nicht mehr.
Djoeke und Jefte: Danke für diese Erfahrung! Eigentlich habe ich gesagt, dass ich nicht noch einmal antreten will. Das waren meine Aussagen bei CP1 und an der Porta. Naja, war doch schon schön, vielleicht überlege ich es mir noch einmal.
... ... ...
Ok, ich komme im nächsten Jahr wieder! Ein Einheimischer sollte bei den wirklich großen Sportevents, die Region und Stadt repräsentieren. Wer aus Trier traut sich auch eine Teilnahme zu?
Bildquelle Bildergalerie: Copyright Arden2Eifel Djoeke Donkers & Jefte de Bruin; Rosenkavalier.org
Bildquelle Titelbild: Copyright Arden2Eifel Djoeke Donkers & Jefte de Bruin
Bildquelle Bild im Text: Copyright Arden2Eifel Djoeke Donkers & Jefte de Bruin
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Djoeke (Freitag, 20 September 2024 20:05)
Vielen Dank, Ulrich, für die ausführliche Beschreibung, die uns auch in deine Erlebnisse einbezieht und uns auch zurück in das Abenteuer Arden2eifel führt.
Bis zum nächsten
Djoeke
Frank (Samstag, 28 September 2024 17:15)
Ulrich, you hero! Thank you for this epic tale, which was all the more enjoyable for being so recognizable. I'm not sure if I would have fully appreciated reading about the pain, the hallucinations, the despair and the grim perseverance, if I hadn't ridden through the same. To meet someone on the trail, like we did that night, felt like a minor thing as you live through it, but it is those moments that stick with you afterwards. Great talking to you after finishing - really heartwarming that you stayed around to cheer us on!
Next time: less sleep for me :)